Plauen
Fotografien aus dem Zeitalter der Extreme

Plauen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts - die Stadt erlebt schwerwiegende Umbrüche: Verursacht vom anhaltenden Aufschwung der Stickerei-, Spitzen- und Gardinenindustrie erlebt Plauen am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert die stürmischste Phase seiner Entwicklung. Von der boomenden Wirtschaft angelockt, strömen Menschen aus nah und fern nach Plauen. 1904 zählt Plauen mehr als 100.000 Einwohner und ist damit - nach Verdoppelung der Einwohnerzahl innerhalb von zehn Jahren - zur Großstadt geworden. 1912 erreicht die Einwohnerzahl mit über 128.000 ihren Höchststand. Internationale Wandlungen der Damenmode setzen noch vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges dem Höhenflug der Stickerei- und Spitzenindustrie ein Ende. Die 1913 ausbrechende Langzeitkrise leitet den Niedergang der städtischen Hauptindustrie ein, mit der Dauermassenerwerbslosigkeit und sozialer Abstieg breiter Bevölkerungsgruppen einhergehen. Im Ersten Weltkrieg fallen über 3.000 Soldaten des in Plauen ansässigen 10. Sächsischen Infanterieregiments Nr. 134, etwa 1.700 geraten in Gefangenschaft. Im Juli 1918 ereignet sich in der Kartuschieranstalt der AEG in Plauen das schwerste Unglück in der deutschen Rüstungsindustrie während des Ersten Weltkrieges. Dabei sterben über 300 Menschen, meist junge Frauen und Mädchen. Diese schwerwiegenden Ereignisse bedeuten einen tiefen Schlag für die Stadt. Doch trotz des schweren Starts zurück in die ohnehin schon angeschlagene Textilindustrie und trotz Hyperinflation blicken die Einwohner hoffnungsvoll in die Zukunft. In den aufregenden „goldenen 20er Jahren“ kann die Stadt endlich das Neue Rathaus fertigstellen, den Plauener Flughafen einweihen und das Vogtlandmuseum eröffnen. Der Ausbruch der Weltwirtschaftskrise (1929) trifft die Plauener Industrie erneut sehr hart. Zahlreiche Unternehmen müssen aufgeben. In Plauen ist in den frühen 1930er-Jahren die höchste Erwerbslosenquote im gesamten Deutschen Reich zu verzeichnen. Wirtschaftliche Krise und Niedergang sind der Nährboden für den Aufstieg der NSDAP in Westsachsen und in Plauen, das sich in der Zeit zwischen 1922 und 1933 zukzessive zu einer Hochburg dieser Partei entwickelt. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wird die Plauener Industrie auf Rüstungsproduktion umgestellt. Die Vogtländische Maschinenfabrik AG, in der bis 1945 über 3.000 gepanzerte Fahrzeuge montiert werden, entwickelte sich neben den Bahnanlagen der Stadt zum bevorzugten Objekt alliierter Luftangriffe. Am Ende des Krieges liegt die Stadt nach 14 Bombenangriffen in Trümmern. Doch auch aus dieser grausamen, endgültig erscheinenden Situation arbeiten sich die Stadtbewohner hoffnungsvoll heraus, geben nicht auf und sorgen dafür, dass die Stadt von 1946 an wieder aufgebaut wird - bis heute. Im letzten Jahr konnte das Malzhaus zusammen mit Lars Buchmann dank seiner umfangreichen Sammlung und seines unermüdlichen Engagements in einer Ausstellung noch nie zuvor gezeigte fotografische Aufnahmen Plauens nach den Bombardierungen zeigen. Weiterführend wird nun die diesjährige Ausstellung fotografische Schlaglichter aus dem gesamten halben Jahrhundert Stadtgeschichte präsentieren, Plauen im Zeitalter der Extreme.
täglich außer montags von 13-18 Uhr geöffnet.