Ausstellung "Zeulenroda im 1. Weltkrieg"
"Ihr seid wieder daheim, wenn das Laub fällt" Zeulenroda im Ersten Weltkrieg

Im August 2014 jährt sich der Ausbruch des Ersten Weltkrieges zum 100. Male. Aus diesem Anlass erarbeiteten das Städtische Museum und das Stadtarchiv Zeulenroda eine gemeinsame Ausstellung, bei der speziell die lokale Auswirkung dieses Krieges auf die Stadt Zeulenroda eine Darstellung erfährt. Nachdem das Deutsche Reich am 1. August 1914 die allgemeine Mobilmachung beschloss, begann auch für Zeulenrodas Söhne der Erste Weltkrieg. In den folgenden vier Jahren sollten Männer aus allen sozialen Schichten der Stadt zum Kriegsdienst gezogen werden. Dies hatte dramatische Auswirkungen auf alle Bereiche des politischen, öffentlichen und sozialen Lebens dieser Stadt. Die Ausstellung im Städtischen Museum verfolgt einen zweifachen Ansatz. Zum einen soll den Gefallenen der Stadt ihre Individualität zurückgegeben werden, welche diese Männer im hundertfachen anonymen Sterben auf dem Schlachtfeld verloren haben. Die Grundlage der Darstellung der Zeulenrodaer Schicksale bildet dabei das Buch „Tod oder vermisst. Ein Denkmal für Zeulenrodas Opfer im Weltkrieg“, welches aus der Feder des ehemaligen Stadtarchivars Friedrich Lorenz Schmidt stammt. Schmidt, selbst Weltkriegsteilnehmer, verzeichnete darin alle Gefallenen Zeulenrodas mit Namen, Geburts- und Sterbedatum sowie dem Ort ihres Todes im Feld oder Lazarett. Dieses personengeschichtliche Dokument wird durch Photos, Feldpostbriefe und Todesanzeigen aus der lokalen Presse ergänzt. Daneben werden zahlreiche Leihgaben aus Zeulenrodaer Familienbesitz zu sehen sein, wie etwa Tagebücher aus den Schützengräben, zahlreiche Photos und Egozeugnisse der Frontsoldaten wie Notizzettel oder persönliche Briefe. Des Weiteren verfolgt die Ausstellung den Ansatz, ein anschauliches Bild der Situation der Zivilbevölkerung in der Stadt Zeulenroda zu geben. Wie bei der Darstellung der Soldatenschicksale, wird auch hier gezeigt, dass die namenlose graue Menge von Vätern und Söhnen, von Müttern und Töchtern, von Ehefrauen, Schwestern und Brüdern der Gefallenen individuelle Persönlichkeiten mit individuellen Leid und Entbehrungen waren. Exemplarisch für das Konzept der Ausstellung steht das Schicksal des in Zeulenroda geborenen Juristen Dr. Friedrich Oberreuter. Dieser studierte nach dem Besuch der Schule in München, Oxford, Paris, Grenoble und Leipzig Rechtswissenschaften, legte in Leipzig die erste juristische Staatsprüfung ab und promovierte zum Doctor juris. Ab 1. Oktober 1913 leistete er seinen Militärdienst und zog gleich nach Kriegsbeginn mit der 3. Armee unter Generaloberst Max von Haussen an die Westfront. Nach dreimaliger Verwundung und der Verlegung an die Ostfront, fiel Dr. Fritz Oberreuter im Alter von 26 Jahren am 6. Oktober 1915 bei Boguschi im damaligen Russisch-Polen. Die von ihm verfassten Feldpostbriefe wurden bereits zwischen 1914 und 1915 in den „Heimblättern“ veröffentlicht, einer Beilage der damaligen Zeulenrodaer Lokalpresse. Wie das Schicksal Oberreuters, so werden auf diese Weise Zeulenrodaer Soldaten eine individuelle Darstellung ihrer Person erfahren. Herzlichen Dank sei an dieser Stelle den Bürgern und Bürgerinnen gesagt, die mit so überwältigender Resonanz auf unseren Aufruf in der Presse im Herbst des vergangenen Jahres reagierten. Vom Soldatenphoto aus dem Schützengraben, Reservistenseideln, diversen Orden und Auszeichnungen über Uniformen und Waffen bis hin zu Feldpostbriefen und Tagebüchern, die im Schützengraben verfasst wurden, erreichten hunderte potentielle Angebote und Exponate das Zeulenrodaer Museum. Ein Glücksfall für die Ausstellung ist auch der Umstand, dass mit den Nachlässen der renommierten ortsansässigen Photografenateliers Freytag und Schuhmann das Bildmaterial zweier Kriegsberichterstatter in die Ausstellung einfließen konnte. Die Ausstellung wird durch Schülerprojekte des Friedrich-Schiller-Gymnasiums Zeulenroda begleitet und bedient sich neben Bild-Text-Fahnen, Photodokumenten und Sachzeugnissen auch multimedialer Bild-Ton-Produktionen. Um sich thematisch nicht allein auf „100 Jahre Erster Weltkrieg“ zu beschränken, sondern auch die Geschichte von Demokratie und Diktatur in Europa in all seinen Facetten des 20. Jahrhunderts darzustellen, wird diese Ausstellung in einem der angrenzenden Galerieräume durch die Schau „Diktatur und Demokratie im Zeitalter der Extreme“ des Münchner Instituts für Zeitgeschichte und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Berlin ergänzt.
Webseite: http://www.zeulenroda-triebes.de